Mit diesen Worten eröffnete Prof. Dr. habil. Andreas Dreizler, Maschinenbau-Experte der TU Darmstadt, seinen diesjährigen Vortrag vor den Englisch-Leistungskursen der Q2 an der Alfred-Delp-Schule in Dieburg. Inzwischen kann man von einer kleinen Tradition sprechen: Jedes Jahr kommt der Wissenschaftler an die Schule, um aktuelle Entwicklungen rund um die Energiewende aus wissenschaftlicher Sicht zu beleuchten.

Zum Einstieg verwies Dreizler auf eine scheinbar positive Zahl: 52 Prozent des in Deutschland produzierten Stroms stammen mittlerweile aus erneuerbaren Energien. Doch dieser Erfolg relativiere sich schnell im globalen Vergleich. Weltweit werden noch immer rund 80 Prozent der Energie aus fossilen Brennstoffen gewonnen. Die Folge: jährlich über 37 Gigatonnen CO₂-Emissionen – das 1,5-Grad-Ziel für 2030 sei damit längst unerreichbar.
Zudem bauen Länder wie China weiterhin Kohlekraftwerke – ein massives Problem, denn jede zusätzliche Tonne Kohlendioxid beschleunigt die Erderwärmung. Wenn man das Klima wirksam schützen wolle, so Dreizler, müsse man auf vielen Ebenen ansetzen. Zentral sei dabei die Defossilierung – also der vollständige Verzicht auf Energieträger fossilen Ursprungs.
Doch welche Alternativen stehen zur Verfügung?
Die Nutzung von Atomkraft sei für Deutschland politisch mit dem Atomausstieg unter Angela Merkel beendet worden. Auch ein zukünftiger Wiedereinstieg sei laut Dreizler aus verschiedenen Gründen ausgeschlossen: das Risiko eines GAUs, die hohen Kosten – nicht zuletzt durch verschärfte Sicherheitsauflagen – sowie das ungelöste Problem der Zwischen- und Endlagerung sprächen klar dagegen.
Erneuerbare Energien wie Wind- und Solarkraft hingegen hätten den Nachteil, nicht grundlastfähig zu sein – ihre Produktion hängt vom Wetter ab. Das führe zu saisonalen Schwankungen: einem Überschuss im Sommer, einem Mangel im Winter. Hinzu kommt ein zentrales ungelöstes Problem: die fehlende Speichertechnologie. Die Herausforderung besteht darin, Energie zeitlich und räumlich unabhängig bereitzustellen.
Zwar existieren unterschiedliche Speicherarten – etwa Batterien oder Pumpspeicher –, doch reichen diese bei weitem nicht aus, um den allgemeinen Bedarf zu decken.
Ein möglicher Durchbruch könnte durch chemische Speicher gelingen, die in umkehrbaren Reaktionen Energie aufnehmen bzw. abgeben. Wasserstoff kann beispielsweise mit Hilfe erneuerbarer Energien aus Wasser erzeugt werden und später zur Energieerzeugung wieder zu Wasser verbrannt werden. Bestimmte Metalle wie Eisen oder Aluminium kommen ebenfalls in Frage. Besonders die Eisenverbrennung sei vielversprechend – Eisen bietet eine hohe Energiedichte, ist gut transportierbar, ungiftig und ein reichlich vorhandenes Element.
Allerdings, so Dreizler, brauche es für solche Forschung massive Investitionen. Ohne eine konsequente CO₂-Besteuerung werde es keine Entwicklung neuer Technologien geben. Gleichzeitig stelle sich die Frage, wie man diese Maßnahmen sozial gerecht gestalten könne – auch das sei eine große Herausforderung.
Zum Abschluss mahnte Dreizler eindringlich: „Es bleibt nicht mehr viel Zeit – sonst läuft alles aus dem Ruder.“
Für die Schülerinnen und Schüler war der Vortrag auch in diesem Jahr wieder eine besondere Gelegenheit, einen Einblick in das komplexe Thema der Energieversorgung, in die globalen Abhängigkeiten und Zusammenhänge und in die spannende Arbeit eines Wissenschaftlers zu bekommen.