Religionsübergreifende Andacht der Religions-Grundkurse unter der Leitung von Christoph Murmann und Johannes Maurer
Frieden ist nichts Selbstverständliches. Betrachtet man die Welt, wird schnell klar, wie zerbrechlich er ist. Ein Beispiel dafür ist der Krieg in der Ukraine, der nun schon seit mehr als drei Jahren andauert. Wir können ihn verdrängen, doch nicht leugnen. Wir mögen uns einreden, dass er weit weg sei, aber in Wahrheit ist er näher, als wir denken – der Krieg.
Auch in unserem persönlichen Alltag leben wir nicht immer in friedlichem Miteinander. Konflikte und Auseinandersetzungen, sei es durch Worte oder Taten, prägen oft unser Leben. Unfrieden macht Angst. Wir fürchten um andere, um uns selbst – doch gerade diese Angst sollte uns bewusst machen, welche enorme Bedeutung Frieden für unser Leben hat.
Wenn Menschen an ihre Grenzen stoßen, den Frieden wiederherzustellen, kann der Glaube Hoffnung schenken. Doch wie wird das Wort Frieden in den verschiedenen Religionen gebraucht und verstanden?
Faruk Gürcan (E1), ein muslimischer Schüler, gibt uns Einblick in seinen Glauben. Er rezitiert den Koran auf Arabisch. Es ist sehr beeindruckend, die Suren (Verse) in der Originalsprache zu hören. Er liest und erklärt: Jeder Mensch hat das Recht auf Leben. Wer eine Seele tötet, tötet die gesamte Menschheit. Wer eine Seele rettet, rettet die gesamte Menschheit. Schon in der täglichen Begrüßungsformel „Salaam alaikum“ („Friede sei mit dir“) ist das Wort „Salaam“ zentral verankert.
Die Bedeutung des Friedens im Christentum wird anhand zweier Bibeltexte verdeutlicht, die von den Schülern Luis Hübner (O3) und Lennart Schöbernig (Q3) aus dem Alten und Neuen Testament vorgetragen werden.
Der Text aus dem Alten Testament beschreibt die Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben aller Geschöpfe (nicht nur der Menschen!). Und im Matthäusevangelium heißt es: „Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin.“ Diese Aussage lehnt jegliche Gegengewalt ab. Statt Hass mit Hass zu begegnen, wird gefordert, mit Liebe zu antworten.
Im Buddhismus beginnt der Frieden im Einzelnen. Eine zentrale Aussage lautet: „Überwinde den Zorn, indem du nicht zornig wirst.“ Der innere Frieden eines jeden Menschen wird als Grundlage für den Frieden in der Gemeinschaft betrachtet.
In der Bhagavad Gita, einer zentralen Schrift des Hinduismus, stehen ebenfalls der innere Friede und damit der Friede untereinander im Mittelpunkt.
Selbst die Glaubensgemeinschaft „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“, welche von der Schülerin Alina Müller (Q3) vorgestellt wird, betont den Frieden als zentrales Prinzip. In einem ihrer Schriftstücke heißt es: „Wenn es keinen Frieden auf Erden gibt, so gibt es Frieden in Christus. Er gibt uns Hoffnung, wenn alle Hoffnung verloren scheint. Er schenkt uns Kraft, wenn wir nicht mehr weiterkönnen.“
Die anwesenden Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte konnten aus dieser Andacht mitnehmen, dass alle Religionen den Frieden in den Mittelpunkt stellen und klar friedliche Werte vertreten.
Nach Friedensbitten und einem Gebetsangebot, welches die Worte von Franz von Assisi aufgriff, sowie einem Segensgruß und einem Verabschiedungslied ging die Gruppe auseinander – mit dem Ziel, den Gedanken des Friedens zu ihren Familien und Freunden zu tragen.
Ein Moment der Besinnung und Stärkung!