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Chronik - 2005 - Kleinbürgerhochzeit

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 Theater 2005

 

Bert Brecht

 

Die Kleinbürgerhochzeit

 

 

 

theater 2005_plakat

 

 

 

 

 

brecht2 Bert Brecht

Brecht verfasste "Die Kleinbürgerhochzeit" im Jahre 1919 als 21jähriger Student, die Effekte des epischen Theaters
klingen darin erst dezent an. Noch war der junge Dichter selbst Bürger, der sich als "Nestbeschmutzer" betätigte.
Die Stummfilme Charlie Chaplins, die grotesken Sketche Karl Valentins und der Zirkus waren damals Brechts künstlerische Vorbilder.
Der Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk des Autors, der 1933 nach Amerika ging und erst 1948 wieder in die Heimat zurückkehrte. Brecht starb am 14. August 1956 in Ostberlin.

 

 

 

 

"Die Kleinbürgerhochzeit" 

Da sitzen sie, nein, nicht um die Hochzeitstafel, sondern mitten in ihr. Eingeklemmt. Beengt weniger durch das Mobiliar, als vielmehr eingepfercht durch die Konventionen des gesellschaftlichen Ereignisses: Hochzeitsessen. Aber während der Brautvater die Anwesenden durch seine unaufhörliche Flut familiärer Anekdötchen zu mühsamem Zuhören zwingt, mehren sich erste Zeichen von allmählich heraufziehenden Disharmonien. Der Anfang vom Ende einer hoffnungslos scheiternden Hochzeitsfeier. Man gibt sich bemüht höflich, doch die Katastrophe ist nicht aufzuhalten. Die Braut ist schwanger, der Mann zofft sich mit seiner Frau, der Vater trauert, weil er die Gesellschaft nicht durch Langeweile anständig zu halten vermag, die Tür klemmt, die Gesellschaft bröckelt, die Hochzeitsnacht droht, die vom Bräutigam heimgewerkelten Stühle gehen aus dem Leim, Tisch und Schrank zu Bruch. Das alles reiht sich auf zu einer großen Parabel deutscher Festkultur. Am Ende hängt mit dem Haussegen die ganze Bude schief, und die Letzten versinken im Sperrholzloch.
Quelle: www.theaterportal.de